Tobias Hantmann

Eröffnung der Ausstellung
am Freitag, dem 30. Mai 2014, um 19 Uhr 30

Begrüßung: Gertrude Wagenfeld-Pleister, Vorsitzende des Kunstvereins
Einführung: Susanne Buckesfeld, Kunstmuseum Ahlen

Im ersten Teil der Ausstellung leuchten monumentale Bilder unwirklich aus dem Halbdunkel. Es fällt zunächst schwer ihre materielle Beschaffenheit zu erfassen und so gerät man in Bewegung um nach und nach beim Dechiffrieren der Darstellung die stofflichen Details und das Bildganze im Wechsel zu erfahren und zu vergleichen. Es sind monochrome Velours-Teppiche, in deren Oberflächen Tobias Hantmann durch das Aufstellen und Niederdrücken des Flors Bilder einschreibt. Zu Rechtecken geschnitten, hängen sie wie Gemälde an den Wänden. Sie wirken weich und körnig und reflektieren das Licht in differenzierten Tonwerten. Dieses alltägliche, jedoch in diesem Zusammenhang völlig ungewohnte Material zeigt hier illusionistische, detailreiche Darstellungen bühnenhafter Szenen. Bereits seit einigen Jahren verwendet Tobias Hantmann in seinen Velours-Arbeiten immer wieder Ansichten von Weihnachtskrippen, die er zunächst fotografiert und anschließend in Ausschnitten auf die textile Oberfläche überträgt. Durch die Übertragung in das einfarbige Material des Velours erscheinen die Darstellungen wie grobkörnige schwarz-weiß Fotografien durch farbiges Glas gesehen. In die Länge gedehnt, gekippt, isoliert und neu zusammengesetzt durchläuft das Bildmaterial mehrere Transformationen und verwischt dabei die klare Zuordnung von Methode, Thema und Bedeutung.

Im zweiten Teil der Ausstellung greift Tobias Hantmann zwei ältere Werkgruppen auf um sie veränderten Bedingungen auszusetzen und in neue Formen zu überführen.

Die Serie der Sets aus dem Jahr 2009 besteht aus Kochtöpfen, deren Unterseite mit dem illusionistischen Bild des für Topfböden typischen konzentrischen Glanzes bemalt sind und auf diese Weise ihr eigenes Aussehen dokumentieren. In den hier gezeigten aktuellen Arbeiten mit dem Titel Morphin, wurden Fotografien dieser Objekte mit einfachen Bearbeitungsprogrammen am Computer verzerrt und verformt. Die großformatigen Tintenstrahl-Ausdrucke bilden nun ihrerseits einen Ausgangspunkt für eine malerische Interpretation des Phänomens.

Die Deformation der ehemals zylindrischen Grundform der Töpfe bildet auch den Ansatz für die Serie der Dormant genannten Stahlobjekte, deren geschlossene, glänzende Oberflächen an der Oberseite mit einer Schicht hellgrauer Ölfarbe bemalt sind.

Die Serie Pistill der Iris von 2011, unbearbeitete Bögen monochromer Schleifpapiere, die ungerahmt an den Wänden hängen, greift Tobias Hantmann mit einer Reihe Fotografien auf, die einen Bildausschnitt in minimal divergierender Beleuchtung und Distanz zeigen.

Tobias Hantmann, 1976 in Kempten geboren, hat an der Kunstakademie in Düsseldorf und der Hochschule der Künste in Berlin studiert. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.

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